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23.10.2010 von tono.
… ist eines, das leer steht und nicht gebraucht wird…
Besonders schwierige Fälle, Todkranke, und Menschen, denen nur noch eine kurze Lebensspanne prognostiziert werden, können i.d.R. im Krankenhaus, zu Hause oder in einem „gewöhnlichen“ Pflegeheim nicht mehr ausreichend betreut werden. Zu dem sehr hohen Aufwand für die Intensivpflege gesellen sich eine Reihe weiterer Anforderungen aus den Bereichen Familie und Soziales, Freizeitgestaltung, Versicherungen, Trauerbewältigung und Religion. Um dem Gedanken an eine ganzheitliche Pflege mit ihren vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden, wurde das Hospiz ersonnen. Der Leitgedanke ist dabei ein Sterben in Würde.
Sterben wird manchmal zu einem lang andauernden Prozess, den zunehmend nicht mehr ausschließlich alte Menschen für sich in Anspruch nehmen. Traurigerweise werden auch Kinder sterbenskrank und es existieren zahlreiche Kinderhospize. Das ist die wohl schwierigste Form für ein Hospiz, Gäste, Angehörige und ein Pflegeteam. Eltern sollten ihre Kinder nicht überleben! Umgekehrt ist es zwar auch nicht ‘ok’, aber an der Tagesordnung und wohl normal. Ab der Geburt läuft die Uhr schließlich rückwärts…
Greift eine Krankheit oder ein Unfall in den natürlichen Ablauf ein und ein Mensch wird zum Pflegefall oder Todeskandidat, ist es schön, dass es so etwas wie ein Hospiz gibt. Zumal der Zeitraum zwischen Erkenntnis (oft auch: ‘Diagnose’) und Tod recht lang sein kann. Da ist es schön, wenn sich zu allem Unglück nicht auch noch (all-)tägliche Sorgen gesellen und dem Hospizgast die meisten davon abgenommen werden können. Ich für mich sehe hier aber die gleiche Gefahr wie bei Zootieren: Tod durch Langeweile. Ich habe festgestellt, dass der „Entzug der Nützlichkeit“ nur sehr schwer zu kompensieren ist. Zusammen mit dem Wegbrechen körperlicher Fähigkeiten ist die erzwungene Änderung von Wohnung und sozialem Umfeld hochgradisch toxisch. Schön, wenn einem was abgenommen wird. Mies, wenn dann nichts mehr übrig bleibt - oder sich gar das Gefühl einstellt, bevormundet zu werden. So oder so wird eine Beschäftigungstherapie -wie bei den Zootieren- zwingend erforderlich, damit nicht seelische Grausamkeit den Alltag beherrscht und Suizid oder andere vermeidbare Todesursachen auf dem Totenschein stehen. Schwierig. Mit Kindern kann man vielleicht noch viel spielen oder sie fürs lernen begeistern. Erwachsene sind da schon schwerer zu „bespaßen“. Töpferkurse, Häkelarbeiten und Blumenpflege sind mir noch aus verschiedenen Altenheimen als abschreckendes Beispiel geläufig. Mir als IT-Mann fallen da ad hoc einige Computerarbeiten ein wie das Erstellen einer Powerpoint Präsentation über das jeweilige Haus, die eigene Krankheit, oder etwas ganz anderes, eine eigenen Internetseite, oder Internetkennenlernkurse, uswusf. Denkbar wäre auch die Einbeziehung der Gäste in die alltäglichen Arbeiten, je nach ihren verbliebenen Fähigkeiten und den Möglichkeiten des Hauses. Mögliche Arbeiten (mithilfe oder eigenständig): Erstellen von Essenplänen, Einkaufslisten, Zu- und Vorbereitung von Mahlzeiten, Raumgestaltung, Wäschedienst, Geschirrspülen u.a.
Trotz aller Planung und Vorbereitungen bleibt Perfektion daher nur eine nicht zu realisierende Fiktion, ein Käfig bleibt ein Käfig. Das fast perfekte Hospiz ist überreich ausgestattet und hat pro Bewohner ein geschmackvoll und wohnlich eingerichtetes Zimmer mit Bad und Balkon, Kommunikationshilfen, motorisierten Rollstühlen und Bettrahmen, Funktionssesseln und -Tischen - und 0,5 Pfleger. Im Haus selbst existiert eine große Gemeinschaftsküche mit Esszimmer, einem Wintergarten mit Kamin und Großbildschirm, Schwimmbad, Wellnessbereich und Terrasse. Jedes Zimmer verfügt über Telefon und einen Internetanschluss. Im gesamten Haus und seiner Umgebung ist W-LAN flächendeckend verfügbar, und alle Wege sind barrierefrei. Ergonomisches und rückenschonendes Arbeiten fürs Pflegeteam ist überall und jederzeit gegeben, und dem Gedanken zur möglichst großen Selbstbestimmung von Gästen und Angehörigen wird Rechnung getragen.
Doch obwohl alle Pfleger bestens für ihren Dienst geschult sind und sich nach Kräften bemühen, das Essen erstklassig und abwechslungsreich ist, stellt sich doch für die Insassen jeden Morgen aufs Neue die Frage „aufstehen oder liegenbleiben“. Dem entgegenzuwirken, darin sehe ich die eigentliche Herausforderung für das Konzept eines Hospiz. Ich stehe morgens übrigens nur deswegen auf, weil das Liegen(-bleiben) noch anstrengender ist. Und langweilig ohne Ende außerdem…
Mein aktueller Status:
nichts Bemerkenswertes gehört, gesehen, gelesen oder erlebt. Korrektur: mittwoch habe ich mir Pasta, Pizzabrötchen und ein Becks Lemon bei Pizza Sühan (kleine, feine Pizzeria mit günstigem Mittagstisch, frischen Zutaten und Lieferservice, ganz am Anfang der Gadderbaumer Straße) bestellt. War sehr lecker (vor allem die Pizzabrötchen sind zu empfehlen!), sogar ein halbes Becks habe ich durch den Strohhalm gesaugt
Meine Beine zittern wie Espenlaub, mein Kopf hängt und manchmal bekomme ich ihn nicht wieder hoch. Ich verschlucke mich jetzt fast regelmäßig beim Essen, womit sich mir nun auch erschließt, weshalb die meisten ALS-Kranken an einer Lungenentzündung sterben. Aber warten wir es mal ab - so lange Pizzabrötchen noch rutschen…
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